Alte Autos und Erdmännchen

Unser Ausflug in die Wüste endet mit einem Stopp in Solitaire. Dieses kleine Nest ist bekannt für die bunten, alten Autos, die tolle Fotomotive abgeben, sowie für die Bäckerei mit Apfelkuchen und Cookies. Ursprünglich war der Ort ein wichtiger Versorgungspunkt zwischen den Touristenhotspots Sesriem (Eingang zur Wüste), Walvis Bay und Windhoek, denn zwischen den Punkten liegen hunderte Kilometer ohne Infrastruktur. Mit der neuen Technik sind die Distanzen leichter zu überwinden, sodass sich der hiesige Farmer und Bäcker eine neue Idee für Touristen überlegt hat.

Während wir unseren Café Latte genießen, beobachten wir das süße Treiben der Erdmännchen. Eines behält immer die umherstehenden Hobbyfotografen im Auge. Im kleinen Laden neben der Tankstelle geben wir etwas zögerlich unsere Postkarten auf. Die Verkäuferin beharrt darauf, dass wir sie in einen alten, museumsreifen Postkasten werfen. Tatsächlich kommen die Karten zweieinhalb Wochen später in Österreich an.

In der Wüste wird nicht über Politik, sondern über den Regen gesprochen. Seit fünf Jahren hat es hier nicht richtig geregnet, weshalb auch der Wildbestand deutlich zurück gegangen ist. Trotzdem sehen wir auf der Fahrt Richtung Kuiseb-Canyon viele Oryx-Antilopen, Springböcke und Zebraherden.

On the road.

Über den GAmSBERG-PASS zurück auf das Hochplateau

Langsam gewöhnen wir uns an den Gedanken, dass wir die tolle Landschaft und die erfüllende Stille hinter uns lassen und zurück in die Zivilisation müssen. Aber ein Highlight befahren wir noch: den Gamsberg-Pass. Kehre um Kehre schrauben wir uns auf über 2000 Höhenmeter hinauf. Erst jetzt bemerken wir, dass wir Richtung Wüste ständig bergab gefahren sind.

Bis vor 3 Stunden waren unsere Füße noch sandig, jetzt sind sie voller Glitzer. Der Gamsberg selbst ist ein Tafelberg aus Granit und ca. 2350 Meter hoch. Er gehört zu den Hakosbergen, die das Khomas-Hochland im Osten von der tiefer gelegenen Namib-Wüste im Westen trennen. Vereinzelt sehen wir Köcherbäume, eine nette Erinnerung an die Tage vor der Wüste, die uns schon wie eine Ewigkeit her vorkommen. Oben am Pass angekommen eröffnet sich ein atemberaubendes Panorama.

Wiedersehen Auf BRIGADooN

Ausklingen lassen wir unsere erste Afrika-Reise auf Brigadoon, da wo sie begonnen hat. Vertraute Gesichter freuen sich über ein Wiedersehen. Die gesamten Farmgäste sind heute Abend zum „Brai“ auf die Nachbarsfarm eingeladen. Brai (Grillen) ist eine typische Wochenend-Beschäftigung in Namibia und ein noch längeres Unterfangen als in Österreich. Dabei haben wir Gelegenheit, von ein paar Einheimischen etwas über das Alltagsleben in und um Windhoek zu erfahren. (Weil es unmöglich ist, davon zu erzählen, ohne politisch zu werden, habe ich für die Interessierten am Ende einen Literaturtipp dazu.)

Die riesigen Fleischstücke brauchen seeeeehr laaaaange bis sie durch sind. In der Zwischenzeit werden kleine Snacks gereicht. Und viel getrunken. Die Namibier sind äußerst gastfreundlich, sie öffnen ihr Haus für Freunde ebenso wie für Freunde von Freunden und fassen es fast als Beleidigung auf, wenn man sich nicht großzügig bedient.

Mit so viel Herzlichkeit und großartigen Erinnerungen im Gepäck fällt uns der Abschied leicht(er). Uns ist klar: wir kommen nächstes Jahr wieder! – und haben dazu schon unser Auto reserviert.*


wieder daheim: Viele Fragen…

und unsere subjektiven Antworten:

Anreise: Wir sind über Äthiopien (Addis Abeba) geflogen. Reine Flugzeit: zwei Mal 5,5 Stunden. Es gibt mittlerweile einen Direktflug von München. Wer gerne spart, sollte untypische Reisetage wählen. Wir haben direkt bei der Äthiopien Air gebucht.

Die beste Reisezeit? Für uns ist sie im Jänner. Da ist Hochsommer, d.h. tagsüber 35 Grad und mehr. Nachts um die 15 Grad. Die Tage sind wesentlich länger als im übrigen Jahr, aber immer noch kürzer als im europäischen Sommer. Im Juli und August ist Winter in Namibia, da fallen die Temperaturen in der Nacht auch mal unter Null.  Jänner ist Nebensaison: die südafrikanischen Urlauber sind weg (im Dezember haben die Südafrikaner*innen frei), Jagen ist erst wieder im Februar erlaubt, der große Ansturm aus Europa kommt rund um die europäischen Ferien. Wir waren auf den Campingplätzen fast alleine.

*Wann sollte man ein Campingauto für nächstes Jahr buchen? Unser Autovermieter rät: „Am besten gestern!“ Die Autovermietungen seien bis Herbst 2019 fast ausgebucht.

Welches Auto empfiehlt sich? Wir haben einen 4×4-Geländewagen (Toyota Hilux) mit Dachzelt gehabt und würden diese Variante wieder wählen. Auf den Straßen freut man sich über eine gute Dämpfung. Im Sand braucht man den 4×4-Antrieb, um nicht stecken zu bleiben. Das Dachzelt ist schnell ausgeklappt und sehr bequem. Unsere Autovermietung Safari Car Rental können wir empfehlen.

Welche Campingausstattung braucht man mit? Keine. Bei uns war alles im Auto inkludiert: Geschirr, Sessel, Tischtuch, Werkzeug, Kühlbox, Bettwäsche usw.

Wie sind die Campingplätze? Weitläufig, ruhig, sehr sauber und nahe an den Wildtieren.

Soll man die Campingplätze frühzeitig buchen? Wir haben bei den klassischen Hotspots sicherheitshalber vorreserviert. Wäre aber nicht notwendig gewesen. In der europäischen Hauptsaison würden wir es jedenfalls empfehlen.

Wie sind die Straßen? Wenig asphaltiert, häufig Schotterstraßen und sandig. Wir waren sehr dankbar über die gute Federung unseres Autos. Aber 80km/h sind meistens kein Problem.

Ist es nicht gefährlich, alleine unterwegs zu sein und auch noch zu campen? Nicht gefährlicher – oder vielleicht sogar weniger gefährlich – als in Europa. Bei der Autovermietung kann man sich Satellitentelefone leihen. Der normale Handyempfang ist oft nicht gegeben. Wir hatten kein Satellitentelefon mit. Wesentlich sind genug Benzin, Trinkwasser und eine gute Straßenkarte.

Welche Impfungen sind notwendig? Keine.

Habt ihr eine besondere Ausrüstung mitgehabt? Nein. Unsere wichtigsten Utensilien waren:

  • Sonnenhut, Sonnencreme, Stirnlampe, Roadbook (Claudia)
  • Taschenmesser, Axt, Fernglas, Kamera (Chris)
  • und einen Adapter für Elektrogeräte (gibt es auf den Tankstellen und im Supermarkt)

Habt ihr viele Tiere gesehen? Ja, aber sie sind scheu und warten leider nicht, bis das Foto im Kasten ist 😉

Woher wisst ihr, wie die Tierarten, Vögel etc. alle heißen? Wir haben den Einheimischen Löcher in den Bauch gefragt.

Welche Schuhe zieht man in den Dünen am besten an? Wir haben in der Früh Turnschuhe angehabt, weil der Sand eiskalt war. Tagsüber wird er teilweise extrem heiß. Oft gibt es stachelige Pflanzen und riesige Ameisen (oder ähnliches) im Sand. Aber auf den großen Dünen muss man einfach barfuß gehen…

Wie ist der Sternenhimmel? Unglaublich … die südliche Milchstraße!


weiterlesen:

Namibia (1): Das erste Mal in Afrika

Namibia (2): Tierische Begegnungen

Namibia (3): Ab in die Wüste

Infos & Links

Literaturtipp: „Licht und Schatten in Namibia. Alltag in einem Traumland.“ von Anna Mandus. Palmato, 2015.

Unsere Route und unsere Campingplätze findest du auf der Karte. Einfach Zeltsymbol anklicken.