Bis jetzt haben wir die jährliche Campingsaison traditionell in Stoja eröffnet (siehe Beitrag über Istrien). Letztes Jahr haben wir das Schicksal über die begehrten Donnerstagsfeiertage aber zu sehr herausgefordert und sind prompt im Rückreisestau gelandet. Sechs Stunden Stau über die kroatisch-slowenische Grenze sind zwar eine unbezahlbare Studie über das Wesen Autofahrer*in, manche Erfahrungen werden durch eine Wiederholung aber nicht reicher. Also sind wir heuer in die Gegenrichtung gefahren – und in einem wunderschönen Naturparadies im Südwesten Tschechiens gelandet.
Feuer.aBend am CampingPlatz OlSina.
Nach den letzten arbeitsreichen Wochenenden brauchen wir wiedermal ein drastisches Reset. Nirgends gelingt das schneller als beim Camping. Vorm Bus sitzen, ins Wasser schauen und der Ruhe lauschen. Da stellt sich der natürliche Rhythmus ganz automatisch wieder ein.
Zuerst versuchen wir es am Campingplatz Vresna. Er ist klein und urig, aber irgendwie noch nicht das, was uns zum Verweilen anspricht. Ein paar Kilometer weiter finden wir ein feines Plätzchen im Camp Olsina. In dem Familienbetrieb kümmert sich der Sohn liebevoll um die Rezeption, die Mutter sorgt für das leibliche Wohl der Gäste und der Vater für Ordnung am Campingplatz. Unser Stellplatz der Wahl steht wegen dem hohen Gras eigentlich nicht zur Verfügung, der streng wirkende, aber herzliche Hausherr lässt sich jedoch bezirzen und mäht den Platz extra für uns.
Es riecht herrlich nach Wald, die Vögel zwitschern so laut wie im Urwald, die Entenmütter präsentieren uns zur Begrüßung ihre frisch geschlüpften Kücken. Mitten im Nationalpark ist laute Musik verboten, dafür sind Lagerfeuer erlaubt! So genießen wir neben dem Schauspiel der Wasservögel und dem ruhigen Treiben der Fischer unseren lang ersehnten Feuerabend…
Summer.feeling Am Südböhmischen Meer
Knapp einen Kilometer entfernt liegt der kleine Ort Černá v Pošumaví, zu deutsch: Schwarzbach. Im hiesigen Greißler füllen wir unsere Obst- und Schokoladereserven auf. Eigentlich wollten wir ein Stückchen um den Stausee wandern, der junge Campmeister ist jedoch um unsere Gesundheit besorgt. Ein Teil des ersten Weges führt scheinbar nur über die stark befahrene Bundesstraße. Zu Fuß gehen dürfte mittlerweile überhaupt old fashioned sein, hier wird nur noch mit E-Bikes gefahren 😉
Wir packen trotzdem unseren Wanderrucksack und gehen den See, nun doch Richtung Süden, entlang. Zirka 3,5 Kilometer später landen wir am Windy Point, einer bunten Beachbar mit Sandstrand, einem Bulli als Aushängeschild und vielen selbst gezimmerten Vintage-Möbeln. Erst hier wird uns klar, warum der Stausee auch Südböhmisches Meer genannt wird. Er ist nicht nur Anziehungspunkt für 15.000 Fischer*innen pro Jahr, sondern auch ein Eldorado für alle Arten von Wassersportler*innen.
Nach zwei Nächten im ruhigen Nationalpark sind wir wieder bereit für die Zivilisation, also siedeln wir für die verbleibenden eineinhalb Tage ins Kemp Villa Bohemia. Auch hier sind die Betreiber noch in der entspannten Preseason-Stimmung. Oxi darf gratis mit und bekommt nichtmal einen Leinenpflicht-Gacki-ins-Sackerl-Vortrag.
Wind.Spiele
Der Wind ist erst zu unserem Freund geworden, seit wir ein Segel besitzen. Jetzt befindet sich Chris wie alle anderen Windliebhaber bei Sturm mitten am See. Irgendwie paradox. Aber lustig. Alle, die mit Segel ausgestattet sind, toben mit – Windsurfer, Kitesurfer, Katamarane und kleine Segelboote…
…bis eine Gewitterzelle alle an Land fegt. In Windeseile ist der gesamte Stausee leer. Die Liegewiesen rund um das Wasser auch. Wenn das Wasser von oben kommt, flüchten alle in ihre mobilen Heime.
Nach dem Gewitter ist es plötzlich still. Nur vereinzelt zwitschern Vögel in den Bäumen. Das ruhige Wasser lockt die Paddler hervor. Lautlos tauchen sie auf, die Ruderboote, Kanus und SUPs. Es fühlt sich richtig meditativ an, das Paddel ganz vorsichtig in die glatte Oberfläche zu stechen, ohne sie aufzuwirbeln, und leise am Board entlang zu ziehen. Sogar die sonst so wasserscheue Oxi genießt das ruhige Gleiten am Wasser.
Sunset in der Beachbar
Am Abend folgen wir der Empfehlung unserer Rezeptionistin ins Restaurant Rak. Für das Essen ist die Gegend laut einem österreichischen Pensionistenpaar, das seit 15 Jahren hier wohnt, nicht berühmt. Seit der Neuübernahme durch zwei junge Burschen ist das Restaurant aber ein Geheimtipp, der uns dieser Tage öfter begegnet – und auch wir können es nach leckeren Spaghetti und einem köstlichen Tiramisu nur weiterempfehlen. Eine eher kleine, aber vielseitige Karte verspricht frische Zutaten und Bio-Fleisch.
Zum Abschluss verprassen wir unsere letzten tschechischen Kronen am Windy Point. Die Füße im warmen Sand, ein Sample von französischer und spanischer Musik, hinter dem See färbt die untergehende Sonne den Himmel rot… das Leben ist einfach schön 🙂
Infos & Links:
FINANZEN:
Auf den Campingplätzen konnten wir nur bar und mit tschechischen Kronen (nein, Tschechien hat keinen Euro) bezahlen. Ein Bankomat befindet sich im Ort Černá v Pošumaví (Schwarzbach).
ABENTEUER:
Rund um den See gibt es zahlreiche Freizeitangebote. Wir waren in Černá v Pošumaví (Schwarzbach), da gibt es einen Klettergarten, Bootsverleihe und eine Anlegestelle des großen Ausflugsbootes. Dazwischen gibt es auch ruhigere Plätzchen.
Baumwipfelpfad: https://www.stezkakorunamistromu.cz/de
Leider hat uns eine Gewitterzelle verfolgt, daher haben wir den Baumwipfelpfad nur kurz besichtigen können. Schaut jedenfalls nach viel Spaß aus und steht beim nächsten Besuch ganz oben auf unserer Liste.
CAMPING:
Camping Olsina: http://www.campingolsina.cz
*direkt am See, 2 neue Sanitärhäuser, Restaurant, kleiner Shop, frisches Gebäck in der Früh, Bootsverleih, Feuerstellen erlaubt
Camping Villa Bohemia http://villabohemia.cz
*direkt am See, 2 neue Sanitärhäuser, Bootsverleih, Restaurant (in der Vorsaison nur Getränke und Frühstück), frisches Gebäck auf Vorbestellung, neben der Beachbar ist die Musik mitunter lauter zu hören, zumindest bei uns am Samstag. Grillen am Stellplatz erlaubt, eine große Feuerstelle vorhanden.
ESSEN & TRINKEN:
Beachbar Windy Point: http://www.windypoint.cz
Restaurant Rak: https://www.lipno-ubytovani-penzion.cz
ACHTUNG: Wir waren in der Vorsaison dort, in der Hauptsaison ist wesentlich mehr los!