Geparden in der Kalahari

Unsere erste Nacht im Dachzelt verbringen wir auf der Bagatelle Kalahari Game Ranch. Wir kommen gerade richtig zur „Tea-Time“, homemade juice und Kuchen inklusive. Vor dem Eingang stolziert ein Strauß auf und ab, neben dem Pool „grasen“ Springböcke und auf der Schattenliege bettet ein Pfau seine Federn. So haben wir uns Afrika vorgestellt.

Die Stellplätze sind knapp einen Kilometer von der Lodge entfernt. Wir dürfen für heute einen großen Baum, ein gemauertes Toilettenhäuschen, eine Grilltonne und zwei Wüstenspringmäuse unser Eigen nennen. Bei der Campingausstattung wurde an alles gedacht, sogar ein Tischtuch mit afrikanischem Motiv ist dabei.

Stellplatz auf der Bagatelle Kalahari Game Ranch

Um den Geparden näher zu kommen, nehmen wir am abendlichen Cheetah-Feeding teil. Ein schwedischer Tiertrainer arbeitet seit einem Jahr mit zwei Wildkatzen namens Etosha und Doengo. In freier Wildbahn werden Geparden zirka sieben Jahre alt, diese beiden sind schon vierzehn. Mittlerweile gibt es nur noch zirka 3000 Exemplare in Namibia.

Auf Farmen mit Rindern und Wild sind Raubkatzen wie Geparden, Leoparden oder auch Hyänen nicht beliebt. Daher gibt es mittlerweile einige Farmen, die Geparden aufnehmen und vor dem Abschuss schützen. Bevor wir in das weitläufige Gehege fahren, bekommen wir wichtige Verhaltensregeln mit: „Bleibt an der Seite des Autos, geht nie hinter die Geparden und bleibt beim Fotografieren stehen. Wenn ihr euch auf dieselbe Augenhöhe begebt, werdet ihr zur Beute.“

Interessiert aber vorsichtig nähern sich die eleganten Katzen unseren Autos. So ganz geheuer sind wir ihnen nicht – sie uns auch nicht. Aber sie wissen, dass sie nach einer kurzen Fotosession ihr Fleisch bekommen. Während der Trainer etwas zur Geschichte der beiden erzählt, lassen uns die Tiere keine Sekunde aus den Augen.

Während sie fressen, dürfen wir die Geparden berühren. Dahinter wartet ein mutiges Erdmännchen auf die Reste. Eigentlich mag ich solche „Deals“ zwischen Mensch und Tier nicht, aber es scheint den Tieren wenig auszumachen und die Verlockung ist zu groß, einmal im Leben eine Raubkatze zu streicheln. Sie fühlen sich weniger kuschelig als erwartet an, sondern eher borstig-weich wie ein Rasierpinsel.

Am Abend erscheint unser Campingplatz in einem völlig anderen Licht. Um genau zu sein, in gar keinem Licht mehr. Es ist so dunkel, dass wir die Hand vor Augen nicht sehen. Kurz zweifle ich daran, ob meine Augen wirklich offen sind. Durch die Bewölkung sind auch keine Sterne am Himmel sichtbar. Mit der Stirnlampe am Kopf schleiche ich zum Waschhäuschen. Anstelle der Wüstenspringmäuse bewegen sich zwei schwarze, schlangenartige Tiere neben dem Busch. Später erfahren wir, dass hier die Tausendfüßler so groß sind. Daneben sitzt ein schwarzer Käfer, drei Mal so groß wie ein Hirschkäfer. Ich bekomme Gänsehaut vor lauter Ekel. Aber auch so haben wir uns Afrika vorgestellt. Das Gute an der Dunkelheit ist, dass man den Lichtkegel der Stirnlampe einfach wegschwenken und die ekeligen Tiere buchstäblich ausblenden kann.

Guten Morgen. Springbock.

Blaugnus.

Im Reich der Köcherbäume und Klippschliefer

Nächsten Tag geht es weiter Richtung Keetmanshoop. Unser Ziel ist die Farm Gariganus mit den einzigartigen Köcherbäumen und einer Gepardenaufzucht. Aus dem Autoradio spricht eine deutsche Stimme zu uns – „Hitradio Namibia“, ein deutscher Radiosender aus Windhoek. Die Berge werden flacher, die Luft trockener. Außer einzelnen Baustellen mitten im Nirgendwo, wo die Bauarbeiter mangels Alternative gleich in Zelten vor Ort nächtigen, sehen wir oft hunderte Kilometer lang keine Menschenseele.

Auf Gariganus dürfen wir wieder an der der Geparden-Fütterung teilnehmen, der Umgang mit den Wildkatzen ist hier jedoch wesentlich gelassener. Die Farmerin ermutigt uns näher zu kommen. Tiere seien prinzipiell nicht gefährlich für Menschen, solange sie liebevoll behandelt werden. Sie liebe alle ihre Tiere wie Haustiere. Deshalb laufen hier also zwei Kleinkinder, sechs Hunde und zwei Warzenschweine durch den Garten, ohne Aufsicht eines Erwachsenen. Wir halten trotzdem lieber Abstand von den Raubkatzen. Nach der Fütterung wird die Gehegetür angelehnt, der Riegel und die Kette bleiben offen. Obwohl die Geparden vor ein paar Wochen ausgebüchst sind und auf der Straße aufgelesen wurden. Wir haben uns schon mal sicherer gefühlt.

Zurück am Campingplatz entdecken wir ein neues Tier. Sieht aus wie ein riesiges Meerschweinchen. Ist aber ein Klippschliefer. Der Köcherbaumwald ist scheinbar ein Paradies für die süßen Tierchen, überall knackst und kiefelt es. Wenn sie sich beobachtet fühlen, bewegen sie sich wie in Zeitlupe. Witzig zu beobachten.

Quivertree Forest Rest Camp

Die untergehende Sonne taucht die seltsame Baumlandschaft in eine mystische Stimmung. Köcherbäume gehören zur Gattung der Aloegewächse. Sie kommen einige Jahre ohne Wasser aus und überleben daher lange Trockenperioden. Sie kommen nur in Südafrika und Namibia vor. Teilweise sind die Bäume 200-300 Jahre alt.

Aufgrund der glatten Stämme bauen die Siedelweber gerne ihre Nester in diesen Bäumen. Oder auf Strommasten. Auch die bieten Schutz vor Schlangen. Die lustigen Vögel werden zu unseren Lieblingsnachbarn. Sie quietschen wie Quietscheentchen und tragen ganze Strohdächer ab, um daneben ihre riesigen Nester zu bauen.

Siedelweber.

Wir sind wohl die einzigen Menschen, die nach Afrika fliegen und sich stundenlang für spatzenähnliche Vögel begeistern 🙂


Weiterlesen:

Namibia (1): Das erste Mal in Afrika

Namibia (3): Ab in die Wüste

Namibia (4): zurück zum Anfang

INFOS und Links:

Bagatelle Kalahari Game Ranch: http://www.bagatelle-kalahari-gameranch.com

Quivertree Forest Rest Camp: die ursprüngliche Website der Farm Gariganus ist mittlerweile inaktiv. Hier eine Alternative: http://www.quivertree.net/#rooms

Unsere Route und unsere Campingplätze findest du auf der Karte. Einfach Zeltsymbol anklicken.