Es muss nicht immer hoch hinauf gehen, um die Natur zu genießen. Diesmal schließen wir uns einer Wanderung entlang der Semmeringbahn an – und frischen nebenbei unser Wissen in österreichischer Geschichte auf.

In Payerbach lassen wir das Auto stehen, mit dem Zug geht es weiter nach Semmering. Von dort gehen wir entlang des Bahnwanderweges zurück. Völlig ungewohnt ohne dem üblichen „Überlebenspaket“, ohne Wanderstöcke und ohne Profi-Kamera. Nur ein leichter Rucksack mit Regenjacke, Sonnencreme und Proviant. Dafür viel Zeit zum Schauen, Tratschen und Genießen.

Zeit für geschichte

Die Semmeringbahn wurde ab 1848 unter der Leitung von Carl Ritter von Ghega in nur 6 Jahren erbaut. 20.000 Arbeiter haben daran mitgewirkt, 1000 haben ihr Leben verloren, durch Unfälle und durch die Krankheiten Cholera und Typhus. Die Bahn war die erste vollspurige Bergbahn Europas und verbindet die Bahnstrecken von Wien nach Triest. Damals war es schwierig, derartige Höhenmeter zu überwinden. Es musste auch noch eine neue Dampflok gebaut werden, die die für damalige Verhältnisse enorme Steigung überwinden konnte. (Quelle)

Opas Rucksack war schon hier, da war ich noch gar nicht auf der Welt 🙂

Heute zählt die Semmeringbahn zum UNESCO-Weltkulturerbe. Entlang des Weges gibt es immer wieder Infotafeln zur Geschichte, Aussichtspunkte auf die beeindruckenden Viadukte oder nachgebaute Schauobjekte wie eine Wohnhütte mit Geräteschuppen der Arbeiter. Das Ghega-Museum lädt zu einem leckeren, natürlich selbst gemachten Öl-Gugelhupf mit Zitronengeschmack ein (wenn ihr nett fragt, bekommt ihr vielleicht auch die leckere Geheimzutat mit auf den Weg 🙂 ), inklusive lustiger Geschichten eingefleischter Zugfans aus aller Welt.

„Herzlichen Glückwunsch zum 100.000sten Foto des Vogelbuffets.“ (Die fröhliche Wirtin)

gehens- und sehenswert

Aber auch ohne großes Interesse für Geschichte ist der Bahnwanderweg abwechslungsreich – vorbei an der Doppelreiter Aussichtswarte … durch Brücken und Viadukte … durch liebevoll angelegte Dörfer mit sehr freundlichen Bewohner*innen und herrlichen Obstbäumen … immer mit Blick auf die umliegenden Berge. Da der Weg großteils eben dahin führt, lässt sich die Natur in Frühlingsstimmung so richtig genießen.

Ein interessanter Perspektivenwechsel, einmal zwischen unseren beliebten Ausflugszielen Semmering, Hirschenkogel, Rax und Schneeberg zu gehen. Seit Jahren fahren wir zwischen den Semmeringtunneln über die Brücke bei Schottwien, die den Blick auf die Burgruine Klamm eröffnet, aber auf der Brücke gibt es keine Möglichkeit zu halten. Heute machen wir direkt bei der Ruine Pause. Da sie in Privatbesitz ist, können wir sie leider nur von außen besichtigen.

Am Ende unserer Wanderung landen wir bei einem alten Mammutbaum (144 Jahre alt), am Payersbacher Kirtag, und im kleinsten Wirtshaus Niederösterreichs: im Stiegenwirtshaus in Gloggnitz. Reini, unser Wanderführer, hat zum Glück einen der vier Tische reserviert – und unser wohl verdientes (und hörbar frisch geklopftes) Schnitzel mit Kartoffelsalat gesichert 🙂

Die Tour:

Von Payerbach mit dem Zug nach Semmering (Ticket 3,30€. Hund: 2€. Stand Mai 2017)

Ab Semmering entlang des Bahnwanderweges zurück Richtung Payerbach, gut beschildert, 21km bzw. 7 Std. Gehzeit (bei uns inkl. Pausen). Am Weg gibt es ein paar Einkehrmöglichkeiten, jedoch sind nicht immer alle geöffnet. Wer nicht so weit gehen mag, kann auch in Breitenstein (9km) oder in Klamm (15km) in den Zug einsteigen – Fahrplan beachten.

Weitere Infos: http://www.semmeringbahn.at